Sebastian Relt arbeitet als Projektingenieur. Seit mehr als 5 Jahren ist er bei Westfalen. In dieser Zeit hat er viele spannende Erfahrungen gemacht und interessante Projekte betreut. Welche Projekte das waren, wie sein Arbeitsalltag aussieht und was er sich für die Zukunft wünscht, hat er uns im Interview verraten.
Sebastian, wie lange arbeitest du schon bei Westfalen und welche Tätigkeit übst du aus?
Ich bin seit 5 ½ Jahren bei der Westfalen AG als Projektingenieur beschäftigt. Ich arbeite im Bereich Tankstellenbau und -technik und bin für die Tankstellen im Westfalen Netz verantwortlich. Mein Hauptaugenmerk liegt auf der Technik und der Sicherheit im Umgang mit Betriebs- und Kraftstoffen.
Welche schulische Ausbildung hast du? Wie ist dein bisheriger Werdegang?
Tatsächlich bin ich schon länger bei Westfalen beschäftigt. Nach der Schule habe ich in Münster Gremmendorf eine Ausbildung zum Industriemechaniker absolviert. Während meines anschließenden Maschinenbaustudiums habe ich einige Aufgaben in unserem Tanklager Münster Gelmer übernommen. Neben dem Verdienst für ein gepflegtes Studentenleben konnte ich so zahlreiche Erfahrungen im Bereich Technik und Gefahrstoffe sammeln. Wie kommt man sonst in eine 3mio Liter Propan-Kugel zur TÜV Unterstützung oder darf an der Revision am Luftzerleger in Hörstel teilhaben?!
Mein Entschluss, mich im Studium in Energietechnik sowie Gas- und Dampfturbinen zu spezialisieren, stand damit früh fest. Alles, was mit Gasanwendungen oder damit verbundener Wirkungsgradsteigerungen in Verbindung steht, ist mein Steckenpferd.
Welche Besonderheiten gilt es bei deinem Job zu beachten?
Im Tankstellenbau müssen zahlreiche technische Regelwerke angewandt sowie Qualifikationen im Bereich Betriebssicherheitsverordnung und Wasserhaushaltsrecht erworben werden. Der nachhaltige Umgang mit unserer Umwelt sowie der Arbeitsschutz stehen hier an erster Stelle. Ich sorge beispielsweise für die Zertifizierung unseres Unternehmens bei der ZÜS (Zugelassene Überwachungsstelle), sodass Westfalen Instandsetzungsarbeiten an Tankstellen mit Kraftstoffen vornehmen darf.
Welche Eigenschaften muss man als Projektingenieur mitbringen? Was reizt dich ganz besonders an deiner Aufgabe?
Für die Tätigkeiten sollte man unbedingt ein großes Verantwortungsbewusstsein und technisches Verständnis mitbringen. Kreativität und Organisationstalent sorgen dann dafür, dass unsere Tankstellen versorgungsfähig bleiben, auch wenn Lieferengpässe aufkommen. Das ist mit der Pandemie noch einmal wichtiger geworden.
In mir brennt die Begeisterung für Abwechslung und das Erforschen neuer Möglichkeiten in der Kraftstoffanwendung. Hier zählen neben den klassischen Mineralölprodukten die bekannten Stoffe Erdgas und Wasserstoff in neu verpackter Form. Diese Stoffe werden aktuell unter LNG- sowie in der H2-Brennstofftechnologie angewandt. Vielleicht liegt die nächste Steigerung bei Power to Gas (Gaserzeugung mittels Wasserelektrolyse) sowie Power to Liquid (Umwandlung von Strom in Flüssigkraftstoff).
Wie muss ich mir einen Tag in deinem Arbeitsleben vorstellen?
Neben der Pflichtverpflegung mit einem Kaffee startet mein Arbeitstag entweder im Büro in Münster oder im Außendienst in unserem Tankstellennetz. In beiden Ausganssituationen erfolgt die Statusaufnahme zu den laufenden Projekten und neu aufgekommenen Herausforderungen. Hierdurch entwickelt sich der weitere Arbeitstag, der auch gerne als Tagesgeschäft bezeichnet wird. Zum Tagesverlauf gehört auch die Planung weiterer Projekte mit interdisziplinären Ingenieurteams, die sich aus internen und externen Kollegen zusammensetzen. Zusätzlich stehe ich im engen Austausch mit unseren Kontraktoren, die für jene hohe Betriebs- und Standzeiten unserer Tanktechnik sorgen.
Welche Projekte hast du bereits begleitet?
Für die Verdichtung unseres Tankstellennetzes habe ich in enger Zusammenarbeit mit meinen Kollegen aus Tankstellenbau und Tankstellentechnik einige neue Tankstellen errichtet. Hierzu zählt auch eine Bundesautobahntankstelle der Tank&Rast. Außerdem habe ich zahlreiche Projekte zur Erhöhung der Verfügbarkeit von AdBlue Betankungsanlagen durchgeführt. Auch die Einführung von Premium Kraftstoffen, wie Power Super und Power Diesel, an bestehenden Westfalen Tankstellen habe ich betreut. Ganz besonders möchte ich den Bau von zwei LNG Tankstellen in Münster und Herford hervorheben. Die beiden Projekte waren sehr interessant und haben großen Spaß gemacht.
In Herford wurde gerade eine weitere LNG-Tankstelle eröffnet. Inwiefern hast Du diesen Prozess begleitet?
Für den Ausbau unseres LNG Tankstellennetzes wurde ein Technik-Team aufgestellt. Die Errichtung einer LNG Gasfüllanlage obliegt aufgrund der hohen Lagerkapazität sowie den physikalischen Stoffeigenschaften dem Bundesimmissionsschutz. Kurz zusammengefasst heißt das, dass zahlreiche Behörden in den Genehmigungsantrag involviert sind, um dann im Gesamtergebnis eine BImSchG (Bundesimmissionsschutzgesetz) Genehmigung zu erwirken.
Hier habe ich die Auswahl der benötigten Technik übernommen und war für die interne Beratung sowie bauliche Umsetzung des Projekts bis zur Inbetriebnahme verantwortlich. Um diesen Prozess umzusetzen, habe ich eng mit unserem ausländischen Anlagenlieferanten und externen Ing.-Teams sowie dem TÜV zusammengearbeitet.
LNG gilt als alternativer Kraftstoff für den Schwerlastverkehr. Welche technischen Fakten zeichnen ihn aus?
Hinter dem Produktnahmen LNG verbirgt sich im Namen der Aggregatzustand und die Stoffeigenschaft: „Liquefied Natural Gas“ beschreibt ein tiefkaltverflüssigtes Methangas, also ein Gas, das auf -160°C runtergekühlt und so verflüssigt wurde. Die Reinheit von LNG entspricht dabei etwa der Reinheit von Erdgas, das für Hausheizungen verwendet wird.
Im Gegensatz zu Heizgas ist und bleibt LNG permanent in seinem flüssig-kalten Zustand: Vom Seeterminal über den Straßenweg in die LNG Behälter bis in die Tanks unserer LNG Kunden. Damit das LNG dauerhaft kalt und damit flüssig bleibt, müssen alle Bauteile – vom Lagerbehälter bis zu den Rohrleitungen – ausreichend isoliert sein. Erst kurz vor der Verbrennung wird der Stoff erwärmt, anschließend gasförmig in den Verbrennungsmotor des LNG-LKWs eingespeist und dort in kinetische Energie (Bewegungsenergie) umgewandelt.
Trotzdem ist es sinnvoll, das LNG in flüssiger Form zu transportieren, denn so können die LKWs 600-mal mehr LNG mitführen. Die Reichweite der Fahrzeuge ist dementsprechend höher, gleichzeitig ist der Druck im Tank verhältnismäßig niedrig (6-10 bar). Ein Erdgasauto speichert Methangas übrigens im gasförmigen Zustand bei 260-300 bar. Daher nennt sich das Produkt CNG (Compressed Natural Gas). Fazit: LNG Gasfüllanlagen sind wahre Energiespeicher bei verhältnismäßig geringem Lageraufwand.
Was machst du nach einem hektischen Arbeitstag? Welchen Hobbys gehst du nach?
Meine größte Leidenschaft obliegt aktuell dem Fahrradfahren. Hier kann ich am besten Abschalten. Gerne bewege ich mich mit dem Mountainbike im Wald oder durchquere mit dem Gravelbike die schönen Ecken des Münsterlands. Hauptsache Natur und Draußen.
Was sind deine nächsten beruflichen Ziele?
Ich finde es super spannend, neue Themen voranzutreiben. Mich interessiert insbesondere das Themengebiet alternativer Kraftstoffe. Ich denke, dass dies ein wichtiger Teil zur Erreichung der Klimaziele ist. Ich möchte meinen Beitrag leisten und weiter interessante Projekte zur Einhaltung unserer Ziele umsetzen.
Vielen Dank, Sebastian!