Hallo zusammen,
Mitte Januar war mein Start bei Westfalen und ich habe mich mit dem Blick von außen gleich in einem Blog-Beitrag über „
echte Menschen bei Westfalen“ verewigt. Mittlerweile sind einige Wochen ins Land gegangen, erste Routinen haben sich gefestigt. Und bevor sich der Blick von außen in einen Blick von innen verwandelt, möchte ich gerne in einer Art chronologischer Fortsetzung über meinen ersten Tag im Familienunternehmen berichten, der mir noch gut im Gedächtnis geblieben ist. Es geht um:
Willkommenskultur bei der Westfalen Familie
Normalerweise, wenn man seine Familie besucht, bringt man was mit…ich zumindest…meistens jedenfalls… oder sagen wir so: mit zunehmendem Alter immer öfter. Und normalerweise bekommt man dann auch irgendetwas zurück. Man wird herzlich willkommen geheißen, gedrückt, bekocht und man tauscht sich aus über das, was im jeweiligen Leben gerade so passiert. So funktioniert Familie…wenn man Glück hat.
Wenn man in einen neuen Job startet, erwartet man natürlich nichts dergleichen. Auch nicht, wenn es sich um ein Unternehmen handelt, das sich selbst als „Familienunternehmen“ beschreibt. Job ist eben Job und Privatleben ist Privatleben.
An meinem ersten Tag bei Westfalen habe ich also mit dem üblichen gerechnet. Erstmal Büro finden. Dann kurze Begrüßung durch den Chef, Abklappern der Kollegen, „Hallo! Ich bin die Neue!“, am Schreibtisch feststellen, dass PC und Telefon noch nicht funktionieren und irgendwie in den neuen Job reinfinden …
Gewappnet durch Erfahrung betrete ich also das Foyer im Hauptgebäude, bereit mich irgendwie durch den ersten Tag zu wurschteln. „Guten Morgen, Frau Kötter! Herzlich willkommen. Sie werden gleich abgeholt…“ – Was? (Bei whatsapp würde ich hier jetzt den Smiley mit den aufgerissenen Augen einfügen…) Warum kennt die meinen Namen? Und warum werde ich abgeholt? – Ich bin angenehm überrascht.
Klappernde Absätze nähern sich und die Personalmanagerin steht vor mir. Ein freundliches Lächeln und ein „Wir freuen uns, dass Sie da sind!“ Gemeinsam in den Aufzug und in die Personalabteilung. Unterschreiben diverser Formulare, muss sein. Und dann ein Blumenstrauß. „Nochmal herzlich willkommen!“ Blumen? Für mich? Warum? Ich bin perplex. Klar, ich mag Blumen, aber beim Start in einen neuen Job Blumen vom Arbeitgeber? Das hatte ich so noch nie. Ich freue mich und will natürlich investigativ wissen, was denn die männlichen Kollegen beim Neubeginn bekommen. Wein? Zigarren? „Blumen in einer anderen Farbe.“ Innerlich schüttele ich den Kopf – über mich und meine unterstellten Geschlechterklischees und beschließe, meinem Vater das nächste Mal vielleicht auch ein paar Blumen zu schenken. Warum eigentlich nicht?
Ein Stift mit Namensgravur wird überreicht und gesellt sich zu meinen Plastik-Werbekulis in der Arbeitstasche. Danach werde ich samt Blumen zu meiner Abteilung begleitet. Das Herumirren durch Gänge und Flure fällt damit diesmal aus.
Auch hier in der Abteilung ein freundliches Hallo. Handshake mit Chef und Kollegen, willkommen in der Westfalen Familie. Eine kurze Vorstellungsrunde mit allen. Ich erzähle kurz von mir und höre interessiert zu, wer hier was macht. Merken kann ich mir am ersten Tag nur einen Bruchteil der persönlichen Infos, aber eine grobe Orientierung nehme ich mit.
Eine Kollegin kümmert sich um die Einarbeitung, nimmt mich quasi am Händchen und erklärt mir alles, was ich brauche, um mit meiner Arbeit loszulegen. Abläufe in der Abteilung, Passwörter, Aufgaben und wichtig, nein überlebenswichtig: die Kaffeemaschine.
Die Technik steht auch schon bereit und funktioniert, der Arbeitsplatz ist voll ausgestattet. Später gemeinsames Mittagessen, erstes gemeinsames Lachen, erste Worte in den PC hacken und immer wieder die Aufforderung: „Wenn was unklar ist, frag!“ Mache ich prompt und bekomme auch Antworten und nebenbei noch Verständnis „Erste Arbeitstage sind anstrengend“. Schneller als gedacht ist der erste Tag vorbei und ich fahre mit meinen Blumen nach Hause.
Zeit zum Nachdenken, reflektieren des ersten Eindrucks. Gut gelaufen, keine Frage. Und das herzliche Willkommen hinterlässt bleibenden Eindruck. Dahinter scheint die Philosophie des Familienunternehmens zu stecken. Vielleicht ist das das Besondere. Ich finde ein solches Entree professionell und persönlich. In Willkommenskultur zu investieren, lohnt sich aus meiner Sicht immer. Der Einstieg wird leichter gemacht und wer sich willkommen fühlt, fühlt sich sofort anders mit dem Unternehmen verbunden.
Und zusätzlich wirkt das alles nicht nur nach innen auf mich persönlich, sondern auch nach außen. Natürlich habe ich mit Freunden darüber gesprochen und die Reaktion geerntet: „Was? Du hast Blumen gekriegt? Wie nett!“ Meinungen, die zum guten Image beitragen. Clever!
Natürlich ist ein Arbeitstag nicht immer mit Blumen gepflastert. Job ist eben Job und nicht privat. Aber ein bisschen anders ist so ein Familienunternehmen scheinbar schon, auch wenn mich zur Begrüßung keiner gedrückt hat. Trotzdem: Die Blumen sind zwar längst verwelkt, aber an den ersten Tag denke ich immer wieder gerne zurück. Der Blumenstrauß hat sich also amortisiert – monetär und erst recht menschlich …
Viele Grüße
Simone Kötter
Header-Bild: Fotolia
Datei: #140684247 | Urheber: tanyasid
Hallo Frau Kötter,
finde es toll, wie Sie den ersten Eindruck und die Empfangskultur in das Bild einer Familie projizieren. DAS war der Plan! 😉
So möchten wir das auch verstanden wissen. Und jeder, der das einmal erlebt hat, gibt diese Eindrücke auch bereitwillig weiter an wiederum neue Kollegen und sogar ins private Umfeld. Auch ich bin stolz auf diese Familienkultur, die einfach den gelebten Unterschied zu anonymen Prozessen abbildet. Bin schon auf die Fortsetzung gespannt. Dann schon mit dem gänzlichen Blick von innen 🙂
VG Helge Wego