Vor fünf Jahren schrieb ich meine Masterarbeit zum Thema Change Management. Ich untersuchte wissenschaftliche Modelle zu Veränderungsprozessen und nahm empirische Studien vor.
Aber was hat das mit der Westfalen Gruppe zu tun?
Kaum ein paar Monate später – im Dezember 2013 – begann mein Weg bei Westfalen. Eine spannende Zeit: Die WIN-Projekte nahmen Fahrt auf und die Organisationsstruktur wurde neu ausgerichtet. Ich nahm eine Aufbruchsstimmung wahr, doch zugleich fand ich mich in gewachsenen Strukturen eines mittelständisch geprägten Unternehmens wieder. An meinem ersten Arbeitstag galt es unter anderem, den PC inklusive aller Berechtigungen einzurichten. Man sagte mir: „Da rufst du am besten mal in IT an, die können dir weiterhelfen.“ Als ich im Rahmen meiner Tätigkeit im Projektmanagement den ersten Workshop organisierte, mussten neben der inhaltlichen Vorbereitung ebenfalls die kompletten Rahmenbedingungen geschaffen werden: Von der Organisation der Kaffeekannen am Vorabend über das Eindecken des Raumes und den Aufbau von Beamer und Leinwand bis hin zur Rückgabe des Geschirrs. Besprechungen fanden häufig direkt in den jeweiligen Büros statt und waren geprägt von Notizbüchern und College-Blöcken. Auch viele Prozesse liefen ausschließlich papierbasiert. Wollte ich beispielsweise Urlaub beantragen, druckte ich ein Formular aus, lies dieses unterschreiben, um es dann an die Personalabteilung zu schicken.
In den folgenden zwei Jahren schritt die Veränderungsphase voran. Projekte über Projekte wurden aufgesetzt und das Gefühl der Aufbruchsstimmung verstärkte sich. Kaum ein Mitarbeiter arbeitete nicht in einem Projekt mit und kaum ein Prozess blieb unberührt.
Im April 2016 verließ ich Münster und wechselte zu unserer Tochtergesellschaft Medica-Technik GmbH ins Siegerland. Zum Industrieweg kam ich nur noch sporadisch zu Abstimmungsterminen. Ich nahm kleinere Veränderungen wahr, konnte diese aber nicht exakt beschreiben. Ich fühlte mich ein bisschen wie ein Besucher im eigenen Unternehmen. Seit Januar 2018 bin ich wieder zurück in Münster und leite das operative Controlling der Energieversorgung.
Es ist ein komisches Gefühl, nach fast zwei Jahren wieder hier zu arbeiten. Als meine Kollegen fragten: „Und wie ist es, wieder hier zu sein? Bestimmt so, als seist du nie weg gewesen?“, realisiere ich: „Nein!“. Tatsächlich kommt es mir so vor, als sei ich länger weg gewesen oder hätte gar in einem neuen Unternehmen angefangen. Die Veränderungen, die ich vor und während meiner Zeit in Siegen diffus wahrgenommen habe, sehe ich plötzlich umgesetzt vor mir. An meinem ersten Tag rufe ich nicht mehr bei den Kollegen in der IT an, sondern mache im IT Self Service Portal – dem Online-Ticketsystem – einen Incident auf, in dem ich meine Anforderungen an die IT übermittle. An- und Abwesenheiten erfasse ich elektronisch im Employee Self Service System und diese nehmen per Workflow ihren Weg. Auch das Catering kann ich online buchen und habe einen Fullservice, bei dem ich mich um nichts mehr kümmern muss. Eine Vielzahl an Besprechungsräumen und Cubes mit modernster Besprechungstechnik steht zur Verfügung.
Die offenen Bürowelten bieten eine professionelle Arbeitsatmosphäre. Auch hat die Digitalisierung Einzug in die Meetingkultur gehalten. So haben die meisten Kollegen heute ihr Tablet oder ihren Laptop dabei. To do’s werden in digitalen Notizbüchern erfasst und geteilt. Deutlich sichtbar ist ebenfalls die Verjüngung der Mitarbeiter. Sei es die Vielzahl der Auszubildenden als auch die der Berufseinsteiger.
Neben den greifbaren Veränderungen, die ich wahrnehme, bemerke ich noch etwas: Die Selbstverständlichkeit, mit der die Mitarbeiter die neuen Prozesse und Veränderungen leben. Das erinnert mich an meine Masterarbeit, speziell an das Modell der acht Phasen der Veränderung nach dem Wissenschaftler John P. Kotter. Demnach endet der Change Prozess nicht mit der Umsetzung der Veränderung, sondern im letzten Schritt müssen die Veränderungen in der Unternehmenskultur verankert werden. Genau das stelle ich fest: Die Neuerungen sind inzwischen „gang und gäbe“ und werden von den Westfalen-Mitarbeitern aktiv gelebt.
Und die Veränderungen hören nicht auf. In laufenden Projekten werden aktuelle Themen angegangen und im Unternehmen umgesetzt. Ob mobiles Arbeiten, Digitalisierung von Geschäftsprozessen oder Talentmanagement und Working Moms – Westfalen bleibt am Ball und greift aktuelle Entwicklungen auf. Aber es gibt auch Dinge, die sich nicht verändert haben. Und das ist auch gut so. Zum Beispiel die tolle Kommunikation untereinander. Sei es das freundliche „Guten Morgen“ auf dem Flur oder die Hilfsbereitschaft bei diversen Fragestellungen der Kollegen.
Schön, wieder hier zu sein!
Viele Grüße
Kristina Sommer
Fotos: Fotolia #46455317, #177632167
Liebe Frau Sommer,
sehr schön beschriebene persönliche Wahrnehmungen des Veränderungsprozesses. Es ist gut zu sehen, dass sich schon soviel verändert hat und wir uns den Herausforderungen stellen. Und auch schön ist, dass wir an für uns wichtigen Werten festhalten.
Danke für diesen tollen Blog.
Holger Laugisch