Der CSD Münster zu Gast bei Westfalen

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Mein Name ist Tobias Gehre und ich arbeite in der Unternehmenszentrale der Westfalen Gruppe im Apetito Catering.

Ehrenamtlich engagiere ich mich als Vorstandsmitglied des Christopher Street Day Münster e.V. (kurz: CSD Münster) und freue mich, diesen Beitrag im Westfalen Blog veröffentlichen zu dürfen.

Mitte März fragte ich per E-Mail bei Frau Fritsch-Albert an, ob es möglich sei, im Raum Münster – in der 10. Etage des Westfalen Towers – den ersten Frühjahrsempfang des CSD abzuhalten.

Daraufhin bekam ich einen Termin bei ihr im Büro und durfte ihr mein Anliegen vorstellen. Sie zögerte nicht einen Moment und sagte mir sofort zu. Auch alle weiteren Schritte leitete sie direkt ein.

So kam es, dass der CSD Münster am 18. April 2015 bei Westfalen seinen ersten Frühjahrsempfang ausrichtete. Sehr gefreut haben wir uns auch darüber, dass Frau Fritsch-Albert  die Eröffnungsrede gehalten hat. 

Frühjahrsempfang des CSD Münster bei der Westfalen AG: (v. li.:) Anna Schley, Renate Fritsch- Albert (Westfalen Geschäftsleitung) , Amelie Arnold, Tobias Gehre, Frauke Graumann,  Karin Reismann (Bürgermeisterin der Stadt Münster), Peter Steinhoff.
Frühjahrsempfang des CSD Münster bei der Westfalen AG: (v. li.:) Anna Schley, Renate Fritsch- Albert (Westfalen Geschäftsleitung) , Amelie Arnold, Tobias Gehre, Frauke Graumann, Karin Reismann (Bürgermeisterin der Stadt Münster), Peter Steinhoff.

 

Christopher Street Day

Weil der CSD Münster vielen noch unbekannt ist, möchte ich an dieser Stelle über uns und unsere Arbeit berichten: Immer wieder werden wir gefragt, warum es einen Christopher Street Day gibt.

Im Jahr 1969 führte die Polizei in New York eine ihrer gefürchteten Razzien in der Stonewall-Bar durch, einer Bar mit homo- und transsexuellem Zielpublikum. Am 28. Juni 1969 brachte diese Razzia das Fass zum Überlaufen: In der Christopher Street kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen, als sich homo- und transsexuelle Menschen ihren Verhaftungen widersetzten. 1970 wurde das „Christopher Street Liberation Day Committee“ ins Leben gerufen, um am ersten Jahrestag auf die weiterhin vorhandenen Diskriminierungen aufmerksam zu machen.  Im Laufe der Zeit etablierten sich in sehr vielen Ländern jährliche Demonstrationen und Paraden, um für Gleichberechtigung und Antidiskriminierung zu kämpfen. Im deutschen Sprachraum nennen sie sich in den meisten Fällen Christopher Street Day, im Rest der Welt Pride oder Gay Pride.

Die erste Schwulendemo in Deutschland fand 1972 bei uns im westfälischen Münster statt. Sie legte die Grundlagen dafür, dass auch in der Bundesrepublik eine Bewegung entstand, die bis heute auf die leider noch vorhandenen Diskriminierungen aufmerksam macht.

CSDs: mehr als schrille Partys

Wir haben schon viel erreicht – allerdings können wir es uns noch lange nicht leisten, uns auf diesen Lorbeeren auszuruhen. In weiten Teilen der Öffentlichkeit werden CSDs als schrille Partys wahrgenommen, was sicherlich an einer unzureichenden Berichterstattung liegt.

Natürlich feiern wir – auch in Münster. CSD ist aber mehr und neben der Demonstration, dem Ständefest und der Abschlusskundgebung sind wir ganz besonders stolz auf unsere Pride Weeks, welche in diesem Jahr zum dritten Mal stattfinden. Mit dieser Veranstaltungsreihe möchten wir gemeinsam mit verschiedenen Kooperationspartner*innen ein Forum bieten, in dem die Facetten der sexuellen – also der menschlichen Vielfalt – in einem breiteren Rahmen vorgestellt werden können.

Eine Plattform für alle

Unser CSD ist nun wirklich keine reine Schwulenparade, so wie sie im medialen Radar vielerorts dargestellt wird. Wir legen Wert darauf, dass es viele verschiedene Themen gibt. Wir versuchen, allen eine Plattform zu bieten: schwul, lesbisch, bi-, trans-, intersexuell, nicht-heterosexuelle Jugend, HIV- und Aids-Betroffene, Regenbogenfamilien und andere. 

Das ist CSD und nicht nur ein paar halbnackte und kostümierte Männer.  Die Pride Weeks bieten die einzigartige Möglichkeit, den Mottos der jeweiligen Jahre den notwendigen Unterbau zu geben, der wichtig ist, um Fragestellungen und die entsprechenden Antworten in die Öffentlichkeit zu transportieren.

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beKENNTnis VIELFALT

Unser diesjähriges Motto beKENNTnis VIELFALT greift die Facetten der nicht-heteronormativen Subkulturen auf. Lassen Sie uns den Reichtum und die „Schönheit des Andersdenkens“ – die Vielfalt – erfahren und erleben. Auf den ersten Blick könnte das Motto gerade bei uns in der abendländischen Kultur einen theologischen Hintergrund suggerieren. Den hat es aber nicht. Die Hauptbotschaft ergibt sich aus der Kombination KENNT VIELFALT und soll darauf aufmerksam machen, dass die Menschheit eben nicht nur aus heterosexuellen, weißen und nicht-behinderten Menschen besteht. Es gehört mehr dazu: Homo-, Bi-, Trans- und Intersexualität sind ebenso ein Teil der Vielfältigkeit wie verschiedene Hautfarben, physische und psychische Leistungsmöglichkeiten sowie ethnische Hintergründe.

Vielleicht konnte mit meinem Blog-Beitrag  einige Vorurteile aus dem Weg räumen. Darüber würde ich mich freuen. Ganz herzlich bedanken möchte ich mich  bei Frau Fritsch-Abert für ihre Aufgeschlossenheit und großzügige Gastfreundschaft. 🙂


Viele Grüße
Tobias Gehre

Besuchen Sie den CSD auf Facebook (facebook.com/CSD.Muenster.eV) oder auf Youtube (youtube.com/watch?v=0duw-sXVx1E).

Header-Bild: fotolia Man withdrawing a wooden card painted as the gay pride flag © Gajus

7 Kommentare Gib deinen ab

  1. Daniel Cekoll sagt:

    Hallo Herr Gehre,

    ein sehr schöner Beitrag und es sollte uns die Augen öffnen, wenn wir “Andersartigkeit” zulassen, wie viel Potential “geweckt” und “genutzt” werden kann!

    Viele Grüße
    Daniel Cekoll

  2. Rolf Glahn sagt:

    Wir sind so wie die Gesellschaft in der wir leben… bunt. 🙂

    Danke für den Beitrag!

  3. Helge Wego sagt:

    Lieber Herr Gehre,

    Diskriminierungen von Minderheiten finden auch heute in vielen Bereichen ja immer noch statt. Aber das Erfreuliche ist, dass durch Aufklärung und Information mehr Toleranz entsteht, als das noch vor Jahrzehnten der Fall war. Zu mehr Toleranz haben Sie auch durch Ihren Blog-Beitrag in vielen Köpfen wieder ein Stück mehr beigetragen. Gut so!

  4. Stefan Jung sagt:

    Hallo Tobi,
    vielen Dank für deinen Beitrag. Sehr lesenswert – und brandaktuell, da gerade Verbesserungen der Eingetragenen Lebenspartnerschaft (“Homo-Ehe”) kontrovers diskutiert werden. Der Kampf geht weiter und es gibt noch viel zu tun!
    Wir sehen uns auf dem Münsteraner CSD!

  5. Renate Fritsch-Albert sagt:

    Lieber Herr Gehre,
    sehr gerne haben wir Ihnen die Türen der Westfalen AG geöffnet. Auch wenn wir einerseits ein bodenständiges und konservatives Unternehmen sind, das Werte hochhält – so sind wir auf der anderen Seite auch modern und aufgeschlossen.

    1. Julia Sick sagt:

      Frau Fritsch-Albert,
      vielleicht haben Sie sich bloß unglücklich ausgedrückt oder ich verstehe es falsch, aber eines möchte ich zu Ihrem Kommentar sagen:
      Homosexualität ist nicht modern, sie ist so alt wie die Zeit. Und unter Werten verstehe ich nicht bloß EINE Sichtweise oder Orientierung, sondern grundlegende Werte, wie Liebe, Mitgefühl, Symphatie, sowie Respekt. Respekt heißt nicht bloß, nicht-konservative Lebensweisen anzuerkennen, sondern grundsätzlich auf seine Mitmenschen neugierig zu sein, sich kennen und schätzen lernen zu wollen und jeden seine Lebensweise leben lassen.

      1. Renate Fritsch-Albert sagt:

        Hallo Frau Sick,

        vielen Dank für Ihren Kommentar. Sie haben Recht: ich habe mich nicht eindeutig genug ausgedrückt. Innerhalb des Familienunternehmens Westfalen ist der Respekt vor der Lebensweise aller Mitmenschen schon immer sehr ausgeprägt gewesen.
        In diesem Sinne: wir beide sind diesbezüglich völlig einer Meinung.

        Viele Grüße

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