Jedes Jahr auf’s Neue legen wir uns am Girls‘Day für weibliche Azubis von morgen ins Zeug.
„Traut euch, in Jobs reinzuschauen, die ihr bisher eher durch eure Väter kennt!” – “Habt Mut, Fragen zu stellen, um zu erfahren, was hinter den Ausbildungsberufen ‘für Jungs’ steckt!” – “Stellt euer handwerkliches Geschick unter Beweis!“
Mit diesen Botschaften im Kopf erkundeten wir mit sechs Mädchen der Klassen 7 bis 9 am 23. April 2015 unser Werk II in Gremmendorf.
Aktiv mit Spaß
Beim Girls’Day sollen die Schülerinnen den Fachkräften nicht nur passiv über die Schultern schauen. Praxisbezug ist angesagt und wichtig: Die Mädchen sollen sich Dinge zeigen und erklären lassen, das Gesehene aber auch aktiv ausprobieren können und so einen ersten Einblick in Aufgaben bekommen, die für Frauen bislang eher untypisch sind. Dies ist der Grundgedanke des bundesweiten Zukunftstages.Girls’Day bei Westfalen
Um 8 Uhr hießen wir die Schülerinnen herzlich willkommen. Wir – das waren die Ausbilder Heinz Bätker und Frank Heiermeier, der stellvertretende Leiter unserer Kfz-Werkstatt Johannes Hölscher, der Auszubildende Patrick Kuhnert, unsere Praktikantin Dorothea Donges und ich.Direkt im Anschluss folgte die Sicherheitsunterweisung, ohne die man sich im Werk gar nicht erst bewegen darf. (Hier wurde die wohl schlimmste Nachricht des Tages überbracht: die Handys müssen ausgeschaltet werden und in der Tasche bleiben 😉 ).
Nachdem die Mädchen mit Sicherheitsbrille und Schutzhelm ausgestattet waren, ging es los: Zusammen mit Herrn Bätker wurde das Werk mit all seinen unterschiedlichen Bereichen erst einmal genau unter die Lupe genommen. Dabei konnten die Schülerinnen sich erste Einblicke in die verschiedenen gewerblich-technischen Berufe verschaffen.
Und ganz ohne Zweifel: hier arbeiten mehr Männer als Frauen! Das Highlight der Werksführung war das Besteigen der Kugel (Propanlager). Mutig erklommen die Sechs die „durchsichtigen“ Stahlgitter-Stufen und genossen den Ausblick über die Dächer von Münster.
Als alle wieder festen Boden unter den Füßen hatten, wurden bei einem gemeinsamen Frühstück erste Kontakte geknüpft. Themen wie „Und, welche Stunden fallen bei dir heute so aus?“ oder auch „In welchem Unternehmen ist denn deine beste Freundin heute?“ standen hoch im Kurs.
Souveniers, selbst entgratet und gekörnt
Weiter ging es zur Lehr- und Kfz-Werkstatt. Hier schnupperten die Schülerinnen in zwei Gruppen á drei Mädchen in den Arbeitsalltag der Ausbildungsberufe Industriemechanikerin, Maschinen- und Anlagenführerin, Berufskraftfahrerin sowie Kfz-Mechatronikerin.Patrick Kuhnert, angehender Industriemechaniker im zweiten Lehrjahr, schnappte sich die eine Gruppe und führte sie durch die Lehrwerkstatt. Nachdem sich die Mädels eine Übersicht über die Werkstatt inklusive Schweißraum und über die Tätigkeiten während und nach der Ausbildung verschafft hatten, durften sie ihre ganz persönlichen Metallplatten bearbeiten. Zuerst hieß es, die scharfen Kanten zu entgraten (dem ein oder anderen von uns sagt vielleicht eher „abrunden“ mehr 🙂 ). Anschließend war Körnen angesagt, wobei die Schülerinnen die Platte unter anderem mit ihrem Namen versehen haben (laienhaft würde ich die Tätigkeit als „lochen“ bezeichnen 🙂 ).
Klasse, ein ganz individuelles Erinnerungsstück, um den Lieben zu zeigen, wie sehr man handwerklich begabt ist, war geschaffen!
Jede Menge PS für die Königin der Straßen
Zeitgleich, eine Werkstatt weiter, erklärte Johannes Hölscher, Kfz-Meister, der zweiten Gruppe interessante Tätigkeiten rund um den LKW und zeigte auf, mit welchen Problemen ein KFZti sich tagtäglich befasst. Die Mädchen griffen Herrn Hölscher tatkräftig beim Zusammenbauen eines PKW-Motors unter die Arme.Anschließend konnten sie in der Fahrerkabine eines Tankwagens bei einer kleinen Rundfahrt über das Werksgelände für einen Moment das Gefühl genießen, Königin der Straße zu sein.
Nach ca. zwei Stunden schwirrte allen dann ganz schön der Kopf, und es wurde Zeit für das Mittagessen.
Ein bisschen k. o., aber frisch gestärkt ging es danach wieder Richtung Werkstätten, um dort die beiden Gruppen zu tauschen. Denn am Ende des Tages sollten ja alle Sechs auf demselben Stand sein. Für Johannes Hölscher und Patrick Kuhnert hieß es also: auf in die nächste Runde!
Die Zeit verging wie im Flug, und schon war es kurz nach zwei Uhr. Wir versammelten uns im Besprechungsraum, um uns über den Tag und die damit verbundene Informationsflut auszutauschen.
Entscheidungshilfe
Bei der Antwort auf die Frage, wer sich von ihnen denn nun eine Ausbildung im gewerblich-technischen Bereich vorstellen könne, waren sich alle Sechs einig: Keine.Trotzdem waren die Rückmeldungen der Mädchen zu dem Tag durchweg positiv. Wir hatten den Schülerinnen bereits bei der Begrüßung und mehrmals im Laufe des Tages zu verstehen gegeben, dass auch eine Entscheidung gegen einen bestimmten Ausbildungsberuf oder -bereich eine wichtige Erkenntnis und Erfahrung ist. Wie soll man sich auch sonst in dem großen Dschungel der Ausbildungsberufe zurechtfinden?
In diesem Jahr haben wir also wohl nicht unsere vierte weibliche Auszubildende im gewerblich-technischen Bereich gefunden, aber wir geben die Hoffnung nicht auf! Denn letztes Jahr hatten wir eine Schülerin bei unserem Girls’Day dabei, die uns mit den Worten „Ich möchte auf jeden Fall wiederkommen. Den Beruf der Kfz-Mechatronikerin finde ich super!“ verlassen hat.
Ein schöneres Feedback kann ich mir für unseren Mädchen-Zukunftstag nicht wünschen.
Ich freue mich schon jetzt auf den Girls’Day 2016 und bin gespannt, wie die Mädels im nächsten Jahr drauf sein werden. 🙂
Viele Grüße
Maren Lensing